Das vermeintliche Chaos in /etc
Wandert man so durch die Verzeichnisstruktur, finden sich besonders in /etc/ haufenweise Dateien mit oder ohne Endung, wenn mit Endung, dann oft weder dreibuchstabig noch irgendwie standardisiert.
Es gibt das Config4Gnu Projekt, das dieses "Konfigurations Chaos" wieder zusammenführt und die zentrale und optional grafische KonfigurationsVerwaltung auch in UNIX elegant ermöglicht.
Warum hat hier bisher keiner aufgeräumt?
Ganz einfach:
Linux hatte nie die 8.3-Beschränkung. UNIX allgemein auch nie. Es gab einmal vor Urzeiten eine Beschränkung auf 15 Zeichen pro Name, die meisten Namen sind deshalb höchstens so lang (aus historischen Gründen). Aber z.B. der Punkt war nie etwas "besonderes" im Namen, er konnte überall liegen. Oft hat man ihn benutzt, um Dateien, die zusammengehören, zu gruppieren (host.access, host.deny, host.equiv ...). Man hat sich auch darauf "geeinigt", dass Dateimanagementprogramme Dateien, die mit einem Punkt anfangen, nicht anzeigen.
Die meisten Dateien sind einfach historisch gewachsen - und historisch heißt hier, als Melinda Gates noch zur High School ging. Wenn man hier jetzt "aufräumen" würde, würde man viel Konzepte, Grundlagen und Systeminterna über den Haufen werfen -- es lohnt den Aufwand nicht, denn es funktioniert ja so.
Außerdem erzähle mir bitte keiner, dass
- HKEY_LOCAL_MACHINE\System\Currentcontrolset\Services\VxD\VNETSUP : "Enableplaintextpassword"=dword:00000001
intuitiver und einfacher zu handhaben ist als
- /etc/smb.conf: encrypt passwords = no
Wer der Meinung ist, die Registry sei "ordentlicher", hat ferner irgendwas nicht verstanden. Die Registry verschiebt das Problem bloß: Es ist völlig egal, ob ich in einem Verzeichnis Chaos erzeuge und jeder seinen Müll da reinschreibt, oder ob ich das in einer binären Datenbank mache. Der Unterschied liegt bloß darin, dass man für /etc keine speziellen Recovery-Tools braucht, wenn mal was kaputt ist - nur einen Texteditor.